Abgesehen von dem für die Salesianer und für ganz Turin sehr wichtigen Ereignis der Erscheinung der Gottesmutter an den heiligen Johannes Bosco, die ihm den Ort zeigte, an dem er eine Kirche in ihrem Namen errichten konnte (die Kirche Maria Hilfe der Christen, siehe Foto), hat die Verehrung der Maria Hilfe der Christen sehr tiefe Wurzeln.
Dieser Artikel scheint mir für unseren Blog von Bedeutung zu sein: Die Hilfe und Unterstützung unserer himmlischen Mutter hat eine lange Geschichte von kleinen und großen Eingriffen in den menschlichen Lebensweg. Wir können sicher sein, dass die Muttergottes ihre Kinder niemals verlassen wird, und dies zu bezeugen ist eines der Ziele, für die die Website "Die Verkündigung Mariens" geschaffen wurde.
Ursprünglich aus: https://www.marianisches.de/marienfeste/maria-hilfe-der-christen/
Heute begeht man in Rom unter dem Namen „Maria, die Hilfe der Christen“ eine zusätzliche Muttergottesfeier. Im Jahre 1798 ließ Kaiser Napoleon die Ewige Stadt besetzen, schaffte die weltliche Herrschaft des Papstes ab und schleppte das damalige Oberhaupt der Kirche, Papst Pius VI., einen achtzigjährigen Greis, in die Gefangenschaft, in der dieser im folgenden Jahr sein kummervolles Leben beschloss. Als der Schreiner, ein glaubensloser Mensch, den Sarg des Verblichenen zunagelte, sagte er: „Nun ist der letzte Papst gestorben, einen weiteren wird es nicht mehr geben.“ So sprach der Schwätzer, und ein halbes Jahr später erstand der Kirche ein neues Oberhaupt in Papst Pius VII., der zunächst mehr oder weniger schiedlich, friedlich mit dem mächtigen Franzosenkaiser auszukommen suchte. Darüber vergingen einige Jahre, bis Napoleon am 17. Mai 1809 auch diesen Papst seiner weltlichen Herrschaft beraubte. Darauf sprach Pius VII. über den unverschämten Räuber den Bann aus. Als die Nachricht davon nach Paris gelangte und Napoleon zu Ohren kam, sagte er: „Der Papst irrt sich, wenn er meint, sein Bannstrahl risse meinen Soldaten das Gewehr aus der Hand.“ So äußerte sich spöttisch der mächtige Kaiser, nach Rom aber schickte er den Befehl, Pius VII. zu verhaften und nach Frankreich in die Gefangenschaft zu bringen.
In der Nacht auf den 6. Juli 1809 wurde Napoleons Befehl in wenig höflicher Weise ausgeführt. Man bemächtigte sich mit Gewalt des Papstes, setzte ihn in einen Wagen und brachte den Siebzigjährigen nach Frankreich und von dort zurück in die Stadt Savona in Norditalien, wo sein Vorgänger Pius VI. bereits geweilt hatte, gestorben war und begraben lag. Um den Stellvertreter Christi nachgiebig zu machen, hielt ihn Napoleon in strenger Einzelhaft. Auch ließ er dem hohen Gefangenen alle Bücher wegnehmen und setzte ihn auf Schmalkost, drei Jahre lang. In den Zeitungen aber nannten die Kirchenfeinde damals den Papst höhnisch stets nur Pius den Letzten. Schwer litt und duldete der sichtbare Stellvertreter Christi auf Erden, er betete viel und vertraute kindlich und ergeben auf die Fürbitte der allerseligsten Jungfrau, unter deren Schutz er sich gestellt hatte. Bevor dann Napoleon im Jahre 1812 zu dem bekannten Feldzug gegen Russland aufbrach, ließ er Pius VII. von Savona auf ein Schloss in der Umgegend von Paris bringen und belästigte ihn mit Schmeicheleien und Drohungen, aber Pius blieb fest, und obwohl er ein alter müder Mann war, widerstand er allen Forderungen des starken jugendlichen Kaisers, der sich gerade zu der Zeit auf dem Gipfelpunkt seiner großen Macht befand. Wer mochte wohl Sieger bleiben in dem scheinbar aussichtslosen Ringen? Auf der einen Seite stand Napoleon, vor dem die Könige der Erde sich beugten und halb Europa im Staub lag, und auf der anderen Seite stand ein schwacher Greis ohne alle Hilfsmittel. Wer also mochte in diesem Ringen wohl Sieger bleiben? Natürlich blieb Pius VII. Sieger, denn alle Gewalten der Erde können die Kirche nicht zugrunde richten. Nach der Verheißung des Heilandes werden sie nicht einmal die Pforten der Hölle überwältigen. So war es auch damals. Napoleon zog siegesgewiss gegen Russland zu Feld und wurde restlos besiegt, und Schlag auf Schlag erhielt er in der Folgezeit den Lohn für seine Schandtaten. Die Kälte auf den Schneefeldern Russlands riss seinen Soldaten die Gewehre förmlich aus der Hand. Zwei Päpste hatte Napoleon verhaften lassen, zweimal, 1814 und 1815, wurde er selbst gefangengenommen. An zwei Orten schmachteten die beiden Päpste in der Haft, und auch Napoleon verbrachte die Zeit seiner Gefangenschaft an zwei Orten, auf der Insel Elba und auf der Insel Sankt Helena. Zwei Millionen Franken hatte Napoleon dem Papst für den Verzicht auf den Kirchenstaat geboten, zwei Millionen Franken erhielt Napoleon für den Verzicht auf sein Kaiserreich. Fast sieben Jahre verbrachte Pius VII. in der Verbannung, fast sieben Jahre lebte auch Napoleon in der Verbannung, und während der letztere als Gefangener starb, kehrte Pius VII. am 24. Mai 1815 im Triumph nach Rom zurück. Wer hat also in dem scheinbar aussichtslosen Ringen gesiegt? Es war nicht der jugendstarke Kaiser, sondern der altersschwache Papst, der zum Dank für die Rückkehr nach Rom das heutige Fest zu Ehren Mariens, der Hilfe der Christen, einsetzte. Die katholische Kirche kann wohl bekämpft und scheinbar auch besiegt, nie aber ausgerottet werden. Nicht einmal die Pforten der Hölle werden sie überwältigen.
Kein Marienfest führt uns so tief in die Geschichte unserer Kirche hinein als das heutige Fest mit dem vielversprechenden Titel: Hilfe der Christen. Ob Mariens Hilfe in der das christliche Europa mit dem Untergang bedrohenden Türkengefahr wurde dieser Ehrentitel der Lauretanischen Litanei eingefügt. Ob der triumphalen Rückkehr Pius VII., den der Gewaltherrscher Napoleon fortgeschleppt hatte, um die Kirche seinem despotischen Willen untertan zu machen, wurde dieser Festtag eingeführt. Somit können wir ihn nicht begehen, ohne vor Augen zu haben, wie das Schifflein des heiligen Petrus, von haushohen Wogen bedrängt, dem sicheren Untergang zuzueilen scheint. Das ist in der Tat das richtigste Bild für den Weg unserer Kirche durch die Jahrhunderte. Dann war es der Machthaber Hand, die verbotenerweise nach dem Steuer greifen wollte, damit die Kirche nicht den Weg Christi, sondern den ihrigen gehe. Dann war es der Ungläubigen Wut, die das Kreuz Christi vernichten wollten. Dann war es der eigenen Kinder verdrehter Sinn, die das Licht der Wahrheit zum Irrlicht verkehren wollten. Dann war es das Gesetz des Fleisches in ihren Gliedern, das die heilige Braut Christi mit Makeln verunreinigen wollte. „Herr, hilf uns! Wir gehen zugrunde“, musste die Kirche noch in jedem Jahrhundert rufen. Der Herr blieb auch nie fern seiner Kirche. Der himmlische Bräutigam ließ niemals seine Braut zugrunde gehen. Er prüft sie wohl. Er reinigt sie wohl. Er stellt sie wohl auf seinen Kreuzweg. Dann aber sendet er stets Hilfe, Hilfe in vielfacher Art: erleuchtete Lehrer, betende Seelen, befreiende Heere, Seelen, eifernd nach der Nachfolge des Herrn. Zu seinen Helfern gehört auch seine Mutter. Wie könnte es anders sein! Mit des Sohnes Herz wacht ja der Mutter Herz. Des Sohnes Sorgen sind auch ihre Sorgen. Des Sohnes Bitten zum Vater auch ihr Gebet. Helfen möchte sie. Helfen durfte sie. Geholfen hat Maria. Unsere Kirche hat ihre Hilfe anerkannt. Sie tat es in dem uralten Spruch, den wir auch heute noch jubelnd singen: „Alle Irrlehren hast du überwunden.“ Die Schlangenzertreterin duldet es nicht, dass des höllischen Drachen Irrlicht die Kirche vom wahren Licht abbringe, dem Licht zur Erleuchtung der Heiden. Auf Mariens Armen wird es hineinleuchten in jede Finsternis und auf allen unsern Wegen Leuchte sein. Das Licht, das Maria der Welt gebracht, wird fortbrennen wie die Lampe der klugen Jungfrauen, bis der Bräutigam zum Hochzeitstag erscheint. Die Kirche hat Mariens Hilfe anerkannt, indem sie ihr den Titel verlieh: Hilfe der Christenheit. Immer wieder berichtet die Geschichte unserer Kirche von auffallender, greifbarer Hilfe, die Maria ihr gebracht. Oder können wir uns etwas anderes denken unter ihren Erscheinungen in unseren Tagen, zu Lourdes und zu Fatima? Dringende Hilfe, letzte Hilfe soll es sein, da der Sturm des Antichristen begonnen hat. Vertrauen wir: Mag auch der Gottlosen Macht erschreckend weit und schnell den Erdkreis erobert haben, die Hilfe der Christen versagt auch heute nicht.
Kirchengebet Allmächtiger und barmherziger Gott, nach Deiner wunderbaren Anordnung soll die allerseligste Jungfrau Maria das christliche Volk allzeit verteidigen helfen. Verleihe uns, die wir mit solchem Schutz gewappnet im Leben kämpfen, gnädig die Kraft, den Sieg über den bösen Feind zu erringen. Amen. Zur Geschichte des Festes: In der Bedrohung durch die herannahenden Türken bestürmten die Christen die Gottesmutter um Hilfe und Rettung. Die Schlacht bei Lepanto, am 7. Oktober 1571, bannte die Gefahr und vernichtete das Heer der Türken. Pius V. fügte daraufhin aus Dankbarkeit in die Lauretanische Litanei die Anrufung „Maria, Hilfe der Christen“ ein. Das Fest selber aber wurde erst viel später, und zwar von Pius VII. eingeführt. Von Kaiser Napoleon nach Frankreich (Savona) verbannt, konnte der Papst nach sechs Jahren wieder feierlich in Rom einziehen, und zwar am 24. Mai 1814. In der Gnade der Rückkehr sah der Heilige Vater den besonderen Schutz und die Hilfe der Gottesmutter. Aus diesem Grunde setzte er bereits ein Jahr später auf den Tag seiner Rückkehr, also den 24. Mai, das Fest „Maria, Hilfe der Christen“ ein, das zunächst nur in romanischen Ländern gefeiert wurde. Gar bald erlangten auch andere Länder der katholischen Welt die Möglichkeit dieser Festfeier, so dass sie heute vielerorts gehalten wird. („So feiert dich die Kirche“, Prof. Dr. Carl Feckes, Maria im Kranz ihrer Feste, Steyler Verlagsbuchhandlung, 1957)